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Bell Ringing – stimuliert das Gehirn und hält fit.

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Chris Brooks -Bell ringers

Bell Ringing. Es fordert vom Glöckner höchste Konzentration, Präzision, Reaktion und körperliche Fitness.

Wer sich darunter nichts vorstellen kann, möge hier einmal einen Blick auf die Videos werfen:

Bell ringing

Bell ringing at Liverpool Cathedral

Bell ringing at Tavistock/Dartmoor

Glockenläuten – “bell-ringing” ist heute noch eine viel geliebte Tradition in nahezu allen Gemeinden Großbritanniens. Es fordert dem Glöckner nicht nur hohe Konzentration und Präzision, schnelle Reaktion und körperliche Anstrengung ab, sondern funktioniert auch nur im Team, macht gute Laune und hört sich gut an.

Bell Ringers, 3 Männer ziehen an Glockenseilen
Bell Ringers in Tavistock/Dartmoore. Wöchentlich 1,5 Stunden erfordern Kondition und höchste Konzenration.

Bell ringing societies in England

Seit Jahrhunderten schon schallen die Kirchenglocken und rufen die Gläubigen zum Gebet, um besondere Anlässe zu feiern, zum Gedenken oder um ein spezielles Ereignis einzuläuten. In früher Zeit wurden die Glocken „geschlagen“. Doch die Glöckner hatten so nur wenig Kontrolle über die Reihenfolge, in der die Glocken angeschlagen wurden und somit über die gespielte „Melodie“. Eigentlich spricht man nicht von Melodie oder Rhythmus, sondern von „methods“. Das sind Tonfolgen, die nach ihren Erfindern oder den jeweiligen Regionen, aus denen sie stammen, benannt sind. So werden sie beispielsweise Stedmans Triples nach dem Erfinder des Wechselläutens genannt oder Lincolnshire Surprise Major.

Bell Ringing ist absolute Teamarbeit

Die Ursprünge des heutigen Wechselläutens („Change Ringing“) liegen im 16. Jahrhundert. Damals hingen die Glocken an einem kompletten Rad, so dass die Glocken in einen vollständigen Kreis hin und zurück schwingen konnten. Damit hatten die Glöckner Kontrolle über ihre Glocke und konnten die Geläute (Gruppen von Glocken) durchgehend in einem speziellen Muster, den „methods“ läuten. Die Musik oder Melodie entsteht dadurch, dass die Glocken in einer vorbestimmten Reihenfolge die Tonleiter hinauf oder hinunter geläutet werden. Das „bell-ringing“ wird in Vereinen, „Societies“, praktiziert und ist eine absolute Team Aktivität, bei der jeder fit bleibt – körperlich und geistig. Sie müssen zum Teil lange stehen und sich strecken. Wenn sich das Läuten über etliche Stunden erstreckt, was durchaus der Fall sein kann, dann bedeutet dies große Anstrengung. Ein Läutzyklus, man nennt dies einen „peal“ besteht aus 5000 Wechseln in der Reihenfolge des Läutens und kann drei Stunden dauern und hängt vom Gewicht der Glocken, der Geschwindigkeit und der Anzahl der Wechsel ab. Für die einen ist es ihr Beitrag zur Kirche, für andere die reine Freude, die es mit sich bringt.

40.000 Glöckner in England, Bild: Simon Godfrey – Unsplash

Ein hoher Grad der Kontrolle durch den Glöckner

Diese Art Geläut kann auf Grund der großen rotierenden Masse an Glocken nicht automatisiert werden. Auch erfordert das Wechselläuten eine genaue Regulierung der Geschwindigkeit und des Anschlags.

Der hohe Grad an Kontrolle durch die Glöckner bedeutet, dass die Glocken sowohl mit Präzision als auch mit gleichem Abstand geläutet werden können. Zudem können sie hierbei das ganze Klangmuster bei jedem Anschlag verändern. Hinzu kommt der einzigartige Ton durch den akustischen Dopplereffekt durch die Glockenbewegung, wenn sie angeschlagen wird, den scharfen Anschlag und das schnelle Ausschwingen durch das Dämpfen des Schwengels. Diese Art des Läutens können wir jede Woche von tausenden Glockentürmen in England hören.

Melodiemuster Plan für Bell Ringing
Solch ein Plan für ein Melodiemuster muss man lesen können.

40.000 Glöckner auf Englands Kirchtürmen

Man schätzt, dass es in England 40.000 Glöckner für das „full.circle“ Läuten gibt.Auch für diese Interessensgruppe gibt es ein Magazin, die „The Ringing World„, das wöchentlich erscheint. An traditionell findet man das Wechselläuten an Universitäten, allgemein jedoch klagt der Dachverband der Bell Ringer über Nachwuchsprobleme.

Manche Glöckner haben den Ehrgeiz, in möglichst vielen Glockentürmen wenigstens ein mal geläutet zu haben. So gibt es sehr attraktive Glockengeläute, wie z.B. Westminster Abbey oder die St. Pauls Kathedrale in London, in denen der Zutritt sehr schwierig ist. Dies mag möglicherweise daran liegen, dass hier die Königsfamilie häufig zu Gast ist. Man darf dort nur nach persönlicher Einladung läuten. St. Pauls hat beispielsweise eine feste Glöcknergilde von 30 Frauen und Männern und nur hin und wieder erlaubt man einem besonders talentiertem Gast an den offenen Proben teilzunehmen. Bei besonderen Ereignissen, wie der Beerdigung eines Staatsmannes, werden die Glöckner durch ein computergesteuertes System zusammengestellt. Es werden immer mehr Glöckner einbestellt als Glocken vorhanden sind, falls einmal unerwartet einer ausfällt.

Wer Bell Ringing lernen will, findet hier ein Video Tutorial

2 Kommentare

  1. Ich habe das bell ringing das erste Mal vor 40 Jahren in England gehört und war sofort beeindruckt von den schönen Klangfolgen, wusste damals aber noch nicht das das alles Handarbeit ist. Heute habe ich in dem Artikel noch viele neue Details gelernt. Super Artikel, der motiviert, selber einmal beim nächsten Besuch in England bei einer Bell ringing society in Aktion dabei zu sein.

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