Start Lifestyle Warum frieren Britinnen nicht, wenn sie im Winter im Minirock ausgehen?

Warum frieren Britinnen nicht, wenn sie im Winter im Minirock ausgehen?

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Frauenbeine schwarze Stiefel und Strümpfe
Frauenbeine in schwarzen Strumpfhosen und schwarzen Stiefeln. Warum frieren Britinnen nicht?
Bild: Tamas Munkacsi – Unsplash

Sind wir vom Kontinent allein schon dadurch verweichlicht, dass uns diese Frage überhaupt in den Sinn kommt?

Wer schon einmal in England an einem Freitagabend kreischenden Mädels bei der ‚hen night‘, englisch für Jungesellinnen Abschied, über den Weg gelaufen ist, weiß was ich meine. Ich kann meinen Atem sehen, es wird glatt auf den Straßen. Ich ziehe mir meine wärmende Wollmütze tiefer über Ohren und Gesicht, vergrabe meine eiskalten Hände in meinem dicken Daunenmantel und da sind sie in ihrem traditionellen Winter-Party-Outfit, geeignet für eine Strandparty auf den Seychellen: die Girls, im Minirock, der gerade noch als Rock und nicht als Gürtel durchgeht, auf schwindelerregend hohen Lack High Heels, häufig ohne Strümpfe und mit tief dekolletierten, ärmellosen Tops – ohne Jacke, versteht sich. Die Jungs halten da im T-Shirt mit, vor den Pubs, fest an ihr Pint gefesselt.

Ein bisschen schäme ich mich jetzt, dass ich nichts Interessanteres als mein Verweichlichtsein vorzuweisen habe: keine gestylte Haarmähne, kein gänsehautfreies Dekolleté, dafür aber uncool in Jeans verpackte Beine.

„Survival of the fittest“ oder was?

Um mich aus der Weichlingsnummer herauszureden, plädiere ich bei den Briten auf gänzlich andere Gene. Oder ist es der Wettbewerb „survival of the fittest“, die Darwinsche Auslese der Schwächlinge?

Mittlerweile belehrte man mich eines Besseren. Diese Wetterresistenz gilt im Wesentlichen für die Geordies. So nennt man im Norden Englands aufgewachsene Frauen. Für sie ist der kaum sichtbare Minirock Teil der Ausgehuniform. Denn Geordies richten ihre Kleidung nicht nach dem Wetter und bekommen in ihrem Leben, wenn sie aus der Ecke Newcastle, Leeds, Liverpool kommen, sicher mehr Nordseewind, Kälte und Wetter ab als alle, die im südlichen England leben. Das männliche Äquivalent hierzu ist der ‚Northern man‘. Trägt man als waschechter Geordie einen Mantel, gilt man als Weichei. Außerdem versucht jede Frau beim Ausgehen umwerfend auszusehen. Das winzige Partykleidchen unter einem Mantel zu verstecken, wäre eine Vergeudung. Schließlich ist sie in die Stadt gekommen, um sexy auszusehen.

Leicht bekleidet, Frau im ockerfarbenen Kleid am Tresen auf ihr Handy schauend. Warum frieren Britinnen nicht?
Bild: Manny Pcheco – Unsplash

Warum also frieren Britinnen anscheinend nicht?

Hier einige Theorien.
Manche behaupten, die Frauen tragen keine Strümpfe, weil sich ihre Sonnenstudio gebräunten Beine so besser vom Schnee abheben. Andere meinen zu wissen, dass Geordie Männer denen, die wetterkonform angezogen sind, nicht den Weg freigeben. Auch die Variante geht um, dass Frauen aus nördlichen Regionen dickere Haut hätten und daher keine Mäntel tragen. Oder dass sie sich mit Stilettos sicherer auf Eis bewegen, da diese wie Steigeisen fungieren. Je mehr die Mädels zittern, desto mehr Kalorien verbrennen sie. Auch das ist ein Argument. Oder sie tragen keine Mäntel, weil sie die Garderobengebühr sparen wollen. Eine kulturell sicher stichhaltige Erklärung ist die, dass sie, wenn sie betrunken sind, die Kälte ohnehin nicht mehr spüren.

Fakt ist, sie stürzen sich ohne Zögern mit ihrem Mikrokleid in einen Schneesturm, während ich mich zitternd in meinen Manteltaschen festkralle. Da der Wetterbericht, der Schnee und Eis voraussagt, hier ohnehin keinen Partygänger davon abhält, spärlich, aber sexy, bekleidet die Pubs unsicher zu machen, bietet sich bei Wettermoderatoren allenfalls die Warnung an: „Mädels, seid vorsichtig auf euren high Heels, wenn ihr heute Nacht auf die Rolle geht.“

Wetterunempfindlich nackte Frauenbeine und Füße in Flipflops im Regen. Warum frieren Britinnen nicht?
Ob Regen oder Schnee, Britinnen schreckt kein Wetter.

Siehe hierzu den Artikel Eisaxt und Partyhütchen

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