Wenn du in die Gegend von Stoke-on-Trent nach Staffordshire kommst, lass dir nicht entgehen, die World of Wedgwood zu besuchen. Am besten genießt du dort im stylischen Tea-Room auf edlem Wedgwood Geschirr den Afternoon Tea. Hier wird wahre Schönheit auf höchstem handwerklichem Niveau erschaffen, die Premium-Luxus-Lifestyle-Marke Wedgwoods und du darfst deinen Tee daraus genießen.
Wer aus Stoke-on-Trent kommt, hat das Töpfern im Blut
Kaum eine Familie, in der bis vor wenigen Jahrzehnten nicht wenigstens ein Mitglied in der Töpfer Industrie arbeitete, denn das County Staffordshire blickt auf eine Jahrhunderte alte Töpfertradition zurück. Hier waren die wichtigsten Produktionsstätten Englands für Porzellan und Steingut. Opa transportierte den Lehm in die Fabrikhalle, die Schwester brachte bei der Hanley Töpferei die Henkel an den Tassen an, Tante Nora bemalte die gebrannte Ware bei Beswick’s in Longton und der Onkel arbeitete am Brennofen bei Meakins, heute die weltbekannte Marke Emma Bridgewater.
Und mitten durch den schönen Landstrich fließt der Caldon Canal, ein Abzweig des Flusses Trent, von dem aus man die riesigen flaschenförmigen Brennöfen sehen kann. Auf ihm wurde einst auf Narrowboats der Kalkstein für die Eisenindustrie und der Feuerstein für die Töpfereien transportiert.
Wedgwood, ein Symbol für England
Seit Jahrhunderten ist Wedgwood der Inbegriff von weltweit renommiertem Porzellan, das Modernität, Reinheit und Einfachheit vereint und nicht zuletzt vom britischen Königshaus geschätzt wird. Ein Markenname, der untrennbar mit England verbunden ist. Und Wedgwood wird in Stoke-on-Trent hergestellt.
Was 1759 Josiah Wedgwood in Burslem, Staffordshire, mit seinen 29 Jahren startete, war zunächst ein Experiment mit Lehm. Er probierte unterschiedliche Prozesse aus, um zu verstehen, wie verschiedene Lehmsorten und Mineralien auf Feuer reagierten. Und tatsächlich gelang es ihm auch, seine Konkurrenten mit besseren Glasuren auszustechen.
Seine Vision ging auf. Er entwarf bezahlbare Luxusprodukte, die sich mit chinesischen, japanischen, und griechischen Porzellan- und Steingut Erzeugnissen durchaus auf dem Markt messen konnten.
Wedgwood went global
1765 wurde das Warenhaus Mayfair in London zum zentralen Ausgangspunkt seiner Verkaufsstrategie, ein gefragter Treffpunkt für Londons High Society. Er versuchte mit seinem Team dem Geschmack dieser Schicht gerecht zu werden und von den übermäßig pompösen, altmodischen und vor Gold strotzenden Designs und auch vom chinesischen Stil wegzukommen.
Auch dehnte er sein Verkaufsgebiet auf Bath, Liverpool und Dublin aus.
Wedgwood gilt bei vielen als Erfinder des modernen Marketings
Viele Verkaufsmethoden, die heute gang und gäbe sind, setzte Wedgwood bereits vor 250 Jahren ein, wie Mailings, Geld-Zurück-Garantie, freie Lieferung, bebilderte Kataloge, Werbung mit Prominenten.
Bis 1770 hatten die meisten Töpfer ihre Ware nicht mit Namen gekennzeichnet, vielmehr verwendete man Symbole für die Lage der Fabrik, die auf ihre Herkunft hindeuteten. Wedgwood änderte diese Tradition, indem er in die ungebrannten Stücke seinen Namen eindrückte. Damit waren seine Erzeugnisse weit schlechter zu fälschen als die anderer Töpfer, und sie verbreiteten so seinen Namen.
Er hielt bestimmte Produkte bei Neueinführungen von Kollektionen gezielt zurück, um deren Attraktivität und damit deren Nachfrage zu steigern.
Josiah stellte schon bald fest, dass die Menschen mehr Geld für nicht lebenswichtige Dinge zur Verfügung hatten als ihre Vorgängergenerationen. Sie hatten die Tendenz, sich der sozialen Klasse über ihnen anzupassen und imitierten deren Gewohnheiten. Diese Erkenntnis floss in die Kreation von speziellen Serien für die Aristokratie mit ein.
Die Serie „Black Basalt“ beispielsweise wurde inspiriert von dem schwarzen Porzellan, das man in Italien herstellte. Die Gegend Etruria in Staffordshire benannte man eben nach dieser italienischen Region. Wedgwoods „Schwarze Basalte“ wurden in einer reduzierenden Atmosphäre gebrannt, die man durch das Schließen von Öffnungen erreichte. Dadurch entzogen die sauerstoffarmen Flammen den Eisenoxiden den Sauerstoff. Infolgedessen färbte sich der Keramikkörper schwarz, eine Farbe, die durch die Zugabe von Mangan zum Ton angereichert und vertieft wurde und eine elegante schwarze Oberfläche erzeugte.
Das Wedgwood Blue wird geboren
Als einzigartig tauchte Josiahs berühmte Jasperware 1774 nach tausenden Experimenten auf dem Markt auf. Das unglasierte Steingut wurde in blau, grün, lila, gelb, schwarz und weiß produziert. Jeder von uns kennt das Ergebnis mit seiner „Kreide-Keks-artigen“ Oberfläche‚ die berühmte blaue Version des Jasperware, bekannt als „Wedgwood Blue“. Noch heute inspiriert es wie zum Beispiel bei der Netflix Serie Bridgerton. Fast jeder britische Haushalt hat zumindest ein kleines Stück dieser Serien in seinem Haushalt.
Wer tränke nicht gerne seinen Tee aus Tassen, die man auch im Buckingham Palace, Kreml, Vatikan oder Weißen Haus verwendet?
Seit einst Königin Charlotte das cremefarbene Steingut von Wedgwood orderte, das ihr so sehr gefiel, wurde Josiah Wedgwood erlaubt, den Titel „Potter of her Majesty“ (Töpfer seiner Majestät“) zu tragen und diese Töpferware „Queen’s Ware“ (Königinnengeschirr) zu nennen. Spätestens danach war klar, dass Wedgwoods Geschirr bei prestigeträchtigen Hotels und Restaurants eingeführt wurde und auch noch bis heute weltweit in diesen zu sehen ist.
Bis heute werden die traditionellen Fertigkeiten wie Drehen, Modellieren und Dekorieren durch ein Ausbildungsprogramm gepflegt. Diese Lehrzeit kann bis zu 10 Jahren bedeuten bis man einer der „Master Craftspeople“ wird.
Einige interessante Fakten über Josiah Wedgwood: Er überlebte als Kind zwar die Pocken, sein Knie war danach aber nicht mehr in der Lage, das Pedal für die Töpferscheibe zu bedienen. Daher konzentrierte er sich schon frühzeitig auf das Design von Töpferware. Charles und Emma Darwin waren seine Enkel. Bereits seit 1787 setzte er sich für die Abschaffung der Sklaverei ein, ein seltenes Phänomen für einen Unternehmer der damaligen Zeit.
Ein neuer Wind bei Wedgwood nach 260 Jahren
2020 erfuhr Wedgwood schließlich ein enormes Rebranding einer Marke, die im Königshaus verwendet wurde, zu einer Marke, die besser die Luxusansprüche des modernen Konsumenten erfüllt. Und das, ohne die traditionellen Elemente zu verfälschen. Vorbei sind auch hier die Tage, wo Luxus etwas Autokratisches und Traditionelles hatte. Heute geht es bei Luxusgütern eher um Selbstdarstellung. Dabei sind am meisten Frauen zwischen 30 und 49 als diejenigen gefragt, welche die letzten Trends in Sachen Home Design umsetzen.
Zum ersten Mal setzt die Firma Influencer für ihre Kampagne in sozialen Medien ein, sowie auch Instagram und Pinterest.
Die Wahrnehmung als traditionelle und alte Marke soll aufgebrochen werden durch einen Mix, bei dem Individualismus und persönlicher Stil in den Vordergrund rücken. So werden formelle traditionelle Designs gemischt mit sehr gewagten, ausdrucksstarken Farben. Auch die Idee, man könne solch eine Luxusmarke nur zu besonderen Gelegenheiten ab und an genießen, sollte der Vergangenheit angehören. Eine enge Kundenorientierung und Kundenanpassung sollen künftig den weiteren Erfolg der Jahrhunderte alten Marke Wedgwoods sichern.
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