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Die Summer Exhibition der Royal Academy of Arts – auch Churchill reichte seine Bilder dort ein

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Kunstwerk Summer Exhibition Zitrone mit Edelsteinen

Ein fester Bestandteil der britischen Kunstwelt

Blauer Vorhang Frau mit weißer Bluse und blauer Hose
Summer Exhibition 2023
Bilder in Sommerausstellung Frau mit Handy
Thema der Summer Exhibition 2022 war „Climate“. Hier fotografiere ich die Radierung eines schmelzenden „Iceberg“ von Tania Keating, Tavistock.

Die Sommerausstellung in Londons Royal Academy ist einerseits ein alljährliches Fest der Kunst und Künstler, aber auch ein gefundenes Fressen für Kunstkritiker. Seit 1769 kann hier jeder sein Werk einreichen, und wenn die Künstlerjury es für würdig erachtet, wird es im Sommer für ganze 9 Wochen ausgestellt. Die Ausstellung hilft dabei, ein neues Publikum mit der Kunst und neuen Künstlern bekannt zu machen.

Ich hatte im letzten Sommer die Gelegenheit, diese Mammutausstellung mit 1500 Werken auf 3000 qm erleben zu dürfen. Die Vielfalt der Arbeiten hat mich begeistert, denn die Arbeiten der Künstler können in jeder Art Medium geschaffen sein, Gemälde, Filme, Fotografien, Druckgrafiken, Skulpturen, ja sogar architektonische Werke. Sowohl bekannte Namen von Schaffenden sind zu finden als auch unbekannte, aufstrebende Talente. Aufmerksam wurde ich auf diese Ausstellung durch meine Vermieterin in Dartmoor, die das Talent und Glück hatte, dass man ihr Werk für die Ausstellung 2022 akzeptierte. Jährlich ist die Bewerberzahl auf 12.000 begrenzt und wird meist schon lange vor Bewerbungsschluss erreicht.

Das Thema der Ausstellung 2022 war „Climate“, Klima. Das Thema für 2023 ist „Only connect“ nach dem Zitat aus Fosters Roman „Wiedersehen in Howards End“. *) (Siehe hierzu meine Erläuterung am Ende des Artikels.)

Galerie Summer Exhibition Bilder an der Wand
Die roten Punkte am linken unteren Rand eines Bildes zeigen an, wie viele Exemplare bereits davon verkauft sind.

Die meisten Kunstwerke, die in einem kleinen Katalog gelistet sind, kann man kaufen. Rote Punkte unter dem Bild zeigen an, wie viele Male das Werk schon verkauft wurde. Ein Künstler gibt zum Beispiel 10 Exemplare einer Radierung in den Verkauf, bei Gemälden kann es natürlich nur ein Exemplar geben. So variieren die Arbeiten auch sehr stark im Preis. Von 300 BP bis 30.000 BP konnte ich jede Preisklasse entdecken.

Gemälde zu zerstören für politische Ziele, ist nichts Neues

Im vergangenen Jahr wurde ich in Berlins Museen mehrfach damit konfrontiert, meine Jacke an der Garderobe abgeben zu müssen. Hintergrund waren Befürchtungen, ich könne Utensilien hineinschmuggeln, mit denen man Gemälde zerstören könnte.

Genau das tat bereits Mary Wood (alias Aldham), eine Londoner Suffragette. Sie schmuggelte ein Fleischerbeil in die Ausstellung und schlitzte damit das Portrait von John Singer Sargent des Schriftstellers Henry James auf. Sie durchbrach hierfür das schützende Glas und schlug dreimal auf das Gemälde ein. Wood wollte nach ihren eigenen Aussagen mit ihrer Aktion der Öffentlichkeit zeigen, „dass sie keine Sicherheit für ihr Eigentum und ihre Kunstschätze haben, solange Frauen keine politische Freiheit haben.“ Wood forderte damit seinerzeit einen älteren Staatsmann der künstlerischen Elite und damit gezielt den Konservatismus heraus.

Zeitungsausschnitt Bilder Betrachter
Zeitungsausschnitt einer unbekannten Zeitung, die den Platz des zerstörten Bildes zeigt. Bild: Courtesy of Wikimedia Commons

Lies in meinem Blog auch den Einfluss der Tearooms auf die Frauenwahlrecht

Selbst Churchill reichte seine Bilder bei der Summer Exhibition ein.

Ausstellung mit Bildern und Betrachter
Die Summer Exhibition in London ist die weltgrößte offene Kunstausstellung.

Als Premierminister war Churchill bereits zurückgetreten, stellte in der Sommerausstellung aber regelmäßig seine Bilder unter Pseudonym aus.

Zum ersten Mal drehte 1955 die BBC in den Ausstellungsräumen für ein Portrait der gerade gekrönten Königin Elizabeth II, was der Ausstellung regen  Zulauf brachte.

Auch hier fielen Bomben

Wie in vielen Teilen Londons fielen auch im 1. Weltkrieg Bomben auf die Royal Academy of Arts. 1917 schlug eine Bombe eines deutschen Fliegers in das Dach der Galerie ein, von der man noch heute Schrapnell Spuren sehen kann. Aber die Ausstellung hat den Blitzkrieg und 250 Jahre überlebt. Der Krieg hinterließ damals auch hier finanzielle Spuren, und so versuchte man 1918 erstmals, die Besucherzahlen durch ein Werbeplakat zu steigern. Diese Poster kann man heute im RA-Shop oder Online erwerben.

Poster der Summerexhibition 2022 Zitrone mit Edelsteinen
Poster der Summer Exhibition 2022

Auch Pop Stars eroberten die Ausstellung

Das Plakat für die Ausstellung 1975 entwarf eben genau der Künstler, der auch 1967 die Plattenhülle von „Seargent Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ entworfen hatte, Peter Blake. Erst 1997 koordinierte Blake die Sommerausstellung und nahm sowohl Paul McCartney als auch Ronnie Wood mit auf. Blake hatte zuvor eine Neubewertung erzwungen, was als „Kunst“ betrachtet werden darf.

Album cover Seargent Pepper's Lonely Hearts Club Band
Cover des Albums „Seargent Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ . Foto: Sieglinde Fiala

Wie du siehst, Die Summer Exhibition blickt auf eine lange Historie zurück.

Die Sommerausstellung im Winter

Zwei Jahre lang wurde die Ausstellung wegen der Pandemie vom Sommer auf die Monate Oktober bis Januar verlegt.

Die Summer Exhibition der Royal Academy of Arts ist absolut lohnend, wenn du dich in den Sommermonaten in London aufhältst.

Die nächste Summer Exhibition findet vom 13. Juni bis 20. August 2023 statt.

*)Für diejenigen, die Howards End nie gelesen haben (oder Emma Thompson in der Verfilmung von 1992 verpasst haben), ist es ein Buch über menschliche Beziehungen. Margaret Schlegel – die ältere der beiden kultivierten, wohlhabenden Schwestern, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen – ereifert sich über den Satz „Nur verbinden!“ („Only connect“), der zwei Bedeutungen hat. Die eine ist ein Aufruf, die gegensätzlichen Elemente in jedem Menschen zu vereinen – was Margaret das Tier und den Mönch, die Prosa und die Leidenschaft nennt -, während die andere ein Aufruf ist, die größte Energie in persönliche Beziehungen zu stecken. „Only connect!“ heißt es im Klappentext des Buches, und immer, wenn Forster als Erzähler spricht, betont er den Wert persönlicher Beziehungen.