Großbritannien ist bekannt für seine skurrilen Traditionen und Bräuche, und der Frühling ist eine besonders interessante Zeit, in der die Briten viele eigenartige Rituale feiern. Hier findest du einige der kuriosesten britischen Frühlingsbräuche:
Cooper’s Hill Cheese-Rolling – Wo Käse schneller rollt als gute Vorsätze

Stelle dir vor: Ein richtig steiler Hügel, so steil, dass er eher einer Klippe ähnelt, ein zwei Kilogramm schwerer Laib Double Gloucester-Käse, der halsbrecherisch talwärts donnert, und eine Gruppe Menschen, die todesmutig hinterherjagt. Willkommen in Gloucestershire, Heimat des weltberühmten Cheese-Rolling.
Sieh dir das Spektakel mit diesem Link selbst an:
Der Wettbewerb findet jedes Jahr am Bank Holiday im Mai statt und ist ein wilder Mix aus Sport, Spektakel und Slapstick. Der Käse erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h – schneller als die meisten Teilnehmer. Diese stürzen meist mehr, als dass sie laufen, doch der Erste, der den Käse „einholt“ (oder im Zielbereich ankommt), gewinnt. Was? Natürlich den Käse! Eine absolut irre Tradition, die nicht nur Adrenalinjunkies begeistert, sondern auch zeigt: Britischer Humor kennt keine Schmerzgrenze.
Morris Dancing – Glockenklang und Frühlingsfreuden

Morris Dancing ist das, was man bekommt, wenn man Volkstanz, bunte Kleidung und eine Prise Exzentrik kombiniert. Die Tänzer – meist Männer – tragen weiße Hemden, farbenfrohe Hosenträger und Glocken an den Beinen. Mit Stöcken und Taschentüchern schwingen sie sich zu traditioneller Musik in ekstatische Frühlingsfreude.
Dieser Tanz, der tief in der englischen Geschichte verwurzelt ist, wird oft als heidnisches Fruchtbarkeitsritual gedeutet. Aber heute ist es weniger ein Aufruf zur Reproduktion und mehr ein Grund, ein Bier im Dorfpub zu genießen – denn fast jeder Morris Dance endet genau dort, eben typisch britisch.
Maypole Dancing – Wenn Bänder den Frühling einfangen

Der Maibaumtanz ist ein Fest für die Augen: Um einen geschmückten Baumstamm (den „Maypole“) tanzen Kinder und Erwachsene, halten dabei bunte Bänder fest, die an der Krone des Maibaums befestigt sind, und weben diese in kunstvollen Mustern um den Stamm.
Traditionell am 1. Mai gefeiert, symbolisiert der Brauch die Rückkehr des Frühlings und die Einheit der Gemeinschaft. Die Ursprünge? Wahrscheinlich ein weiteres Fruchtbarkeitsritual, denn offenbar hatte das alte England ein Faible für solche Themen. Heute ist es ein freudiges Fest, bei dem der Frühling willkommen geheißen wird.
Well Dressing – Brunnenkunst in Derbyshire

In Derbyshire dreht sich im Frühling alles um die kunstvolle Dekoration von Brunnen und Quellen. Dieses „Well Dressing“ ist eine Jahrhunderte alte Tradition, bei der Brunnen mit Blumen, Samen und Blättern dekoriert werden.
Die Motive reichen von religiösen Szenen bis zu modernen Themen wie Umweltschutz. Ursprünglich soll der Brauch dazu gedient haben, die Götter um sauberes Wasser zu bitten. Heute ist es eher ein kreativer Wettstreit – und ein Grund, die Kamera bereitzuhalten.
Jack in the Green – Wenn der Frühling Beine bekommt

Hastings feiert den Frühling mit einem der wohl eigenartigsten Umzüge: „Jack in the Green“ ist eine Figur, die komplett in Laub und Blumen gehüllt ist und aussieht, als hätte ein Baum Beine bekommen und würde tanzen.
Am 1. Mai zieht Jack in einer fröhlichen Parade durch die Straßen, begleitet von Musikern, Tänzern und Schaulustigen. Die Wurzeln des Brauchs liegen in einem alten Schornsteinfeger-Festival. Heute ist es ein Spektakel, das die Natur, wenn der Frühling kommt.
Pace Egging – Der britische Vorläufer von Trick or Treat

In einigen Teilen Englands ziehen Kinder in der Osterzeit von Haus zu Haus, bunt verkleidet als Charaktere aus traditionellen Stücken, und tragen Gedichte oder Lieder vor. Im Gegenzug erwarten sie Eier oder Süßigkeiten.
Dieser Brauch, „Pace Egging“ genannt, stammt aus mittelalterlichen Mysterienspielen und ist eine Feier der Auferstehung. Heute ist er ein nostalgischer Spaß, der beweist, dass Kinder schon immer einen Grund gesucht haben, Süßigkeiten zu sammeln.
Pace-Eggs: Bei Pace-Eggs handelt es sich um Eier, die speziell für ein Fest zur Osterzeit verziert werden – eine jahrhundertealte Tradition. Die Eier wickelt man zunächst in Zwiebelschalen ein und kocht sie, wodurch die Schalen einen goldenen, gesprenkelten Effekt erhalten. Dies ist die traditionelle Art, die Eier zu verzieren, obwohl man sie heute oft bemalt. Normalerweise aß man die Pace-Eggs entweder am Ostersonntag oder man verteilte sie an die Pace-Eggers.
Pace-Eggers Plays: Diese „Pace-Eggers“ sah man früher häufig in den Dörfern von Lancashire. Es handelte sich dabei um Gruppen fantasievoll gekleideter „Mummers“ mit geschwärzten Gesichtern, die Tierfelle trugen und mit Bändern und Luftschlangen geschmückt waren. Sie zogen durch die Straßen, sangen das traditionelle Pace-egger’s-Lied und sammelten Geld als Tribut. In Burscough in der Nähe von Ormskirk gab es bis vor kurzem noch die „Pace-egger’s procession“, die ein großes Ereignis war! An dem Umzug nahmen verschiedene Akteure teil: der edle Jüngling, die Lady Gay, der tapfere Soldat und der alte Toss-Pot! Der Old Toss-Pot war ein betrunkener Possenreißer, der einen langen Strohschwanz trug, der mit Nadeln gefüllt war. Es war nicht ratsam, den Schwanz des alten Toss-Pots zu packen.
Obby Oss Festival – Cornwall’s tanzendes Pferd

Am 1. Mai verwandelt sich Padstow in ein sehr lebhaftes Volksfest mit einer der skurrilsten Figuren Großbritanniens: dem „Obby Oss“. Diese mysteriöse Pferdefigur (ein Mensch unter einem Pferdekostüm) tanzt durch die Straßen, begleitet von Musik und einer Menschenmenge, die singt und feiert.
Der „Obby Oss“ soll Fruchtbarkeit bringen und den Frühling einleiten. Die Ursprünge? Vermutlich heidnisch. Die Wirkung? Magisch. Und für Besucher: ein unvergessliches Erlebnis.
Fazit:
Die Briten wissen, wie man den Frühling einläutet – mit Traditionen, die gleichermaßen komisch wie herzerwärmend sind. Ob Käsejagd, tanzende Bäume oder kunstvolle Brunnen – diese Bräuche verbinden die Liebe zur Natur mit einer gehörigen Portion Humor. Ein Grund mehr, Großbritannien im Frühling zu besuchen und sich selbst davon zu überzeugen, dass skurril und charmant oft Hand in Hand gehen
Weitere Artikel zu britischen Frühlingstraditionen findest du hier:
So begrüßen die Briten am 1. Mai den Sommer
Imbolc – Das Licht am Ende des Winters
Hot Cross Buns eine britische Ostertradition und bestens zum Nachbacken