103 km Walk von Glasgow nach Edinburgh

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In 23 Stunden am Stück durch Tag und Nacht

25. – 26. Juli 2019 Video vom Zieleinlauf

David und Lea aus Hamburg haben es gewagt: Sie traten beim Walking Challenge des Glasgow – Edinburgh Treck an. Sie gingen einen ganzen Tag und eine Nacht am Stück durch. Sie erreichten schließlich nach 23 Stunden und 103 km ihr Ziel in Edinburgh. Mit dem Ziel verbindet die beiden ein gemeinsames Jahr an der Uni in Edinburgh und noch einiges mehr.

Was hat euch motiviert, euch gerade für diesen Lauf anzumelden?

Einerseits suchten wir die sportliche Herausforderung, die etwas ganz Anderes darstellte, als einen Marathon oder Halbmarathon zu laufen oder eine lange Trekking oder Klettertour zu Ende zu bringen. Bei so einem Dauerlauf, geht es darum, körperliche moderate Dauerbelastung abzukönnen, aber gleichzeitig den wichtigsten Teil, die Psyche und damit den Willen, ständig weiterzulaufen, zu trainieren. Diese Kombination empfanden wir als Abwechslung zu normalen sportlichen Wettkämpfen und deshalb interessant.

Zum anderen haben Lea und ich während unseres Masterstudiums bereits ein Jahr in Edinburgh gelebt. Der Kanal, der sich bis nach Glasgow schlängelt, begann nur zwei Minuten von unserer Wohnung entfernt. Hier gingen wir sehr oft joggen, spazieren oder auf dem Weg zur meiner Universität an den bunten Hausbötchen entlang. Wir wussten, dass der Kanal bis Glasgow verläuft und hatten immer mal darüber nachgedacht, einfach loszulaufen.

Forth and Clyde und Union Canals entlang
Forth and Clyde und Union Canals entlang

Wie habt ihr euch denn auf diese Mammutstrecke vorbereitet?

Wir haben uns sehr geplant und lange auf den Lauf vorbereitet. Dafür haben Lea und ich bereits im Januar angefangen und jeden Monat eine oder zwei Wanderungen am Wochenende gemacht.
Angefangen bei 25 km über 50 km und 75 km am Stück. Dabei haben wir versucht, so zu trainieren, dass wir die kommenden 100 km auf jeden Fall in 24 Std. schaffen.
Dafür gingen wir jeweils mit einer Laufgeschwindigkeit von ca. 5,5 km h und einer 5-Minuten- Pause je 1,5 Std. und einer 20-Minuten-Pause alle 3 Std.
Einen Monat vor dem Lauf Ende Juli hatten wir dann folgende Routen und Distanzen hinter uns gebracht:

  • 1 x 27 km in der Fischbeker Heide (auf dem Heidschnuckenweg)
  • 1 x 42 km von der Elbphilharmonie in Hamburg nach Geesthacht
  • 1 x 52 km von der Elbphilharmonie in Hamburg (an der Mündung der Alster in die Elbe) bis zur Quelle der Alster
  • 1 x 74 km auf dem Residenzweg in den Wetterau (Nachttraining)
  • 1 x 32 km um einen Großteil des Plöner Sees
  • 1 x 48 km von der Elbphilharmonie in Hamburg nach Glücksstadt
  • 1 x 76 km um den Schaal und Ratzeburger See (Nachttraining)

Also sind wir gut 350 km im Vorfeld gelaufen und zwar auf Zeit.

Wie waren eure Eindrücke während eurer Trainingsläufe?

Für uns war die Vorbereitung insofern sehr schön, als dass wir oft von Hamburg aus unsere Touren gestartet und so endlich einmal die nähere Umgebung kennengelernt haben, die wir sonst vernachlässigen oder außer Acht lassen, wenn wir für Wandertouren ins Ausland oder in Richtung Süden fahren. Das Hamburger Umland hat zwar keine Berge und deren Charme, aber dennoch eine ganz eigene Flora und Fauna, die auch sehr interessant und schön sein kann. So konnten wir die Wanderungen auch am Wochenende machen.

„…Eis im Januar…30 Grad im Juni“

Da wir von Januar bis Juli trainiert haben, haben wir auch alle Wetterarten und Gegebenheiten beim Wandern erlebt, was sehr abwechslungsreich war. Eis im Januar und extrem kurze Pausen, damit man nicht kalt wird gegenüber knapp 30 Grad im Juni ohne Schatten auf dem Deich nach Glückstadt.

Natürlich kostet so etwas auch sehr viel Zeit. Denn wenn man am Samstag mal eben 75 km am Stück wandert, ist man zum einen 14 Stunden unterwegs und zum anderen ist der nächste Tag auch hauptsächlich ein Ruhetag. So ist dann ganz schnell das ganze Wochenende vorbei.

Damit das auch alles klappt, haben wir gleich im Januar bestimmte Wochenden dafür geblockt und uns auch größtenteils an den Plan gehalten.

Forth and Clyde und Union Canals entlang
Forth and Clyde und Union Canals entlang

Als es dann losging, wie war dort die Atmosphäre unter den Walkern. Sagt man „Walker“?

Die Schotten vor Ort haben es als „Trek“, also uns als „Trekker“ bezeichnet. Für mich ist Trekking eigentlich eine Mehrtagestour mit Zelt, Schlafsack und Selbstversorgung. Deswegen finde ich tatsächlich „Walker“ passender.

„…mit vollem Herzen dabei, wie alle Schotten.“

Die Leute, denen wir begegnet sind, waren alle sehr nett, freundlich und mit vollem Herzen dabei, wie alle Schotten. Natürlich lag das bestimmt auch daran, dass es ein Spendenlauf für Herzkranke war, und viele eine sehr persönliche Verbindung zu dem Event hatten oder sogar für jemanden gelaufen sind.
In unserem Alter waren wir auch fast die Jüngsten und fanden es umso beeindruckender, dass auch „Walker“ mit weit über sechzig Jahren das Ziel in Edinburgh erreicht haben.

Auch das Event-Betreuerteam war super vorbereitet, geschult und extrem freundlich und hilfsbereit.

Wie seid ihr ausgerüstet gewesen?

Wichtig ist es bei diesen Läufen, KEINE schweren Wanderschuhe zu tragen. Denn man läuft größtenteils auf Schotter oder wie ich hörte bei Events in Deutschland auf Asphalt. Da machen normale Joggingschuhe, die weich und bequem sind, am meisten Sinn. Denn der Knöchel braucht bei flacher Strecke und wenig Gewicht auf dem Rücken kaum unterstützt zu werden.
Wir hatten jeweils nicht mehr Gepäck als 3 Sandwichs, 6 Energieriegel, Wasser, eine Stirnlampe, Handy, ein Sitzkissen und eine gute Regenjacke dabei. Auch unser ultraleicht Rucksack mit einem Eigengewicht von 80 g war vollkommen ausreichend. So blieben wir hier weit unter 5 kg, und uns hat nichts gefehlt. Das liegt natürlich auch an den zahlreichen Versorgungsstationen unterwegs.
Am Körper trugen wir lange, luftige und extrem leichte Trekkinghosen und darunter wadenhohe Sport Kompressionssocken. In der Nacht hat mir im Sommer mein Trekking Hoody gereicht.

Forth and Clyde und Union Canals entlang

Wie sah es unterwegs mit eurer Versorgung aus und wie oft habt ihr Pausen eingelegt?

Wir haben uns grob an unseren Plan gehalten, bei dem wir alle 1,5 Std. eine 5-Minuten-Pause machten und alle 3 Std. eine 20-Minuten-Pause. Das hat sich teilweise mit den etwa 8 vorgegebenen Versorgungsstationen überschnitten.

An den Versorgungsstationen haben wir Tee getrunken und etwas Gebäck oder unsere Sandwichs gegessen. Falls wir unterwegs Pause gemacht haben, gab es dann einfach Wasser und Energieriegel in den kürzeren Pausen. Ab und zu haben wir Wasser mit Elektrolyt Pulver gemischt.

Kannst du uns ein wenig von den Eindrücken, Gefühlen, Schwierigkeiten oder lustigen Begebenheiten während des Laufs berichten? Wie war die Beschaffenheit der Strecke?

Wir sind natürlich ausgeschlafen und sehr motiviert gestartet. Die Begleitung eines Dudelsackspielers auf den ersten Metern hat dazu noch mehr beigetragen und ließ den anfangs kalten Nieselregen erträglicher werden.
Wir waren gut in Form jedoch hatte ich zwischen Kilometer 10 und 60 durchgängig starke Schmerzen im Schienbein aufgrund meiner Shin Splits. Mit autogenem Training konnte ich das aber so verdrängen, dass ich erst ab 60 km Schmerzmittel nehmen musste. Danach war es dann sehr angenehm, ohne Schmerzen zu laufen. Auch Lea hatte etwas Probleme mit ihrer Schulter und den einschneidenden Rucksackriemen auf 100 km. Aber das konnten wir alles überwinden, auch wenn wir die Erfolgsaussichten nach dem ersten Drittel der Strecke als sehr gering gesehen haben.

Forth and Clyde und Union Canals entlang
Walking Challenge Glasgow-Edinburgh Trek

„Wir haben uns immer kleine Ziele gesetzt.“

Wir haben uns immer kleine Ziele gesetzt: Ein Viertel (25 km) schaffen, bis zum Fallkirk Wheel (42 km ) laufen, die Hälfte bewältigen (50 km), zwei Drittel schaffen (66 km) und so weiter. So hatten wir immer kleine Erfolgserlebnisse.

Unterwegs hatten wir einen sehr netten Begleiter, mit dem wir uns lange unterhalten haben. Er hatte bereits 8 Läufe absolviert und war sehr gesprächig. So ist das dauerhafte Laufen auch nicht langweilig geworden.

Zusätzlich haben uns Hörbücher und Musik wach gehalten oder ganz besonders schön, mitten in der Nacht, ein einsamer Dudelsackspieler auf einer Brücke am Ende der Welt.

Der Schwierigste Teil war wie erwartet die ca. 8 Stunden Dunkelheit Etappe am Ende der Strecke. Der Körper fährt automatisch runter, und alles wird schwerer und länger. Jede Pause wird kritischer, weil man danach immer länger braucht, um wieder in den Lauffluss zu kommen.

Einbruch der Nacht. Forth and Clyde und Union Canals entlang
Jetzt liegen 8 Stunden Nachtwanderung vor Lea und David

Gruselig und unangenehm war eine Passage durch einen gefühlt 200 Meter langen unbeleuchteten Wassertunnel, in dem man sich blind auf einem schmalen Kopfsteinpflasterweg direkt neben dem Fluss an einer nassen Holzreling entlang tasten musste und gleichzeitig von sehr lauter Technomusik einer Teenager Gruppe beschallt wurde.

Die Strecke, hauptsächlich Schotter oder Alphalt, war super markiert, aber man konnte sie auch kaum verfehlen – immer den Kanal entlang. Zwischen den 8 Checkpoints sind regelmäßig Fahrrad Guides gefahren, die sich nach dem Wohlbefinden der Teilnehmer erkundigt haben, oder die Entfernung zum nächsten Checkpoint angegeben hatten. Auf der Hälfte der Strecke gab es leckeres warmes Essen und sehr gute Massagen. Bis auf die ersten zwei Stunden blieb es trocken, sonnig und so warm, dass man im T-Shirt laufen konnte, ohne allzu extrem zu schwitzen. Das hat sehr geholfen.

„…wird uns dieser Moment dennoch immer in Erinnerung bleiben, da wir uns hier früh morgens, total erschöpft aber glücklich verlobt haben.“

Besonders schön war es, nahe Edinburgh zu kommen und die ersten Schritte auf unserer alten Joggingstrecke zu gehen und somit das Ziel in greifbarer Nähe zu haben.

Wir waren zwar nicht dabei, aber ein Teilnehmer ist wohl beim Stolpern ins Wasser gefallen – es ist nichts passiert, aber ich stelle mir die Situation sehr lustig vor. Zum Glück ist der Kanal nicht so tief und hat quasi keine Strömung.

103 km beim Walking Challenge Glasgow-Schottland - 23 Stunden durch Tag und Nacht
David und Lea beim 103 km Walking Challenge von Glasgow nach Edinburgh

Wo genau kamt ihr schließlich nach 103 km an und wie fühltet ihr euch?

Vom Herzen war der Lauf für uns am Ende des Kanals bei unserer alten Wohnung beendet.

Einerseits waren wir so erschöpft, dass wir gar nicht viel gefeiert haben, andererseits wird uns dieser Moment dennoch immer in Erinnerung bleiben, da wir uns hier früh morgens, total erschöpft aber glücklich verlobt haben.

Danach ging es aber noch ca. 5 km durch die erwachende Stadt hoch, runter und im Zick Zack, was etwas anstrengend war, aber nach 98 km auch keine wirkliche Herausforderung mehr darstellte. Der Zieleinlauf war dann nur das Sahnehäubchen, viel war nicht los, weil wir unter den aller Ersten waren und wir uns nur noch auf ein Bett bzw. eine Luftmatratze in der Sporthalle gefreut haben. Richtig gefreut und alles realisiert haben wir erst in den Tagen danach.

Man sieht es auch hier bei unseren Videos von der Strecke und dem Zieleinlauf:

Video vom Zieleinlauf

Auf welchem Rang seid ihr angekommen? Wie viele Läufer/Walker haben es geschafft und wie viele waren gestartet?

Wir sind uns nicht ganz sicher, aber online wurden knapp 200 Läufer gestoppt und davon hat es gut die Hälfte bis zum Ende geschafft. Auf Platz 36 und mit gut 23 Stunden waren wir also in etwa unter den ersten 25%.

Vermutlich sind aber weit mehr Personen mitgelaufen, zumindest sahen die Mengen beim Start sehr viel größer als 200 Personen aus.

Würdet ihr den Lauf ein zweites Mal machen? Oder würdet ihr ihn anderen empfehlen?

Wir würden es auf jedem Fall jedem empfehlen, ob alt oder jung, sportlich oder bequem. Mit Training sollte das für jeden machbar sein und es ist ein einmaliges Erlebnis.

Dennoch reicht es mir, das Ganze einmal gemacht zu haben und lieber noch etwas anderes Neues auszuprobieren.

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