Wie konnte die Teatime je eine solche Popularität erreichen?
Die Teatime hatte den Flair vornehmer Herkunft
Wer weiß, dass zur Zeit seiner Einführung in Europa Tee in Gold aufgewogen wurde, kann sich denken, dass dieses neuartige Aufgussgetränk ausschließlich der Elite vorbehalten war. Obgleich das Getränk als exotisch galt, verbreitete es sich Mitte des 18. Jahrhunderts schnell in Europa und Amerika. Und dennoch genoss man den Tee lange noch durchaus klassenbewusst, indem man daraus ein soziales Event machte, mit dem man einzelne Menschen sehr selektiv in eine Zugehörigkeit zu einem Netzwerk der Upper Class einbinden konnte. Servierte man Freunden und Verwandten Tee als Zeichen der Gastfreundlichkeit und Höflichkeit, so erhielt das Ganze ein Flair vornehmer Herkunft und Exklusivität, was auf die aufstrebende Mittelklasse großen Eindruck machte. Diese Art der feinen Unterhaltung schloss spezielle Erfrischungen, Ausstaffierung und Rituale mit ein und verlangte natürlich auch einen bestimmten Dresscode.

Einladungen zur Teatime waren kostengünstiger
Auch Innenräume und Gebräuche veränderten sich durch die Teatime. Salons und Speisezimmer wurden so bedeutsamer und entwickelten sich weiter, was wiederum die Popularität des Teekleids antrieb. Dadurch, dass Speisezimmer bedeutsamer wurden und sich die Tischetikette Mitte des 19. Jahrhunderts verfeinerte, stiegen die Kosten, wenn man sich für Dinnereinladungen revanchieren oder Freunde einladen wollte. Im Vergleich dazu war die Einladung zum Tee kostengünstiger und auch weniger formell, sodass die Gastgeberin eine weit größere Anzahl von Gästen gleichzeitig bewirten konnte. Zudem verlangte es die Etikette, dass der Gast bei Einladungen zur Teatime nur zwischen einer Viertel- bis zu einer halben Stunde blieb. Mit zunehmender Urbanisation dehnten sich die sozialen Kreise schnell aus, und so war die Teatime eine zufriedenstellende und machbare Form des Events. Vor allem, wenn man die Gegenverpflichtungen zu Einladungen bedenkt, konnten die Gastgeberverpflichtungen ansonsten durchaus beängstigend sein.

Der Salon wurde bei der Teatime zur Bühne
Der Salon war im Vergleich zum Speisezimmer wesentlich flexibler und wurde zur Teezeit zur Bühne für Gastgeber und Gäste, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Da man sich zur Teatime meist gesellig in privaten Räumen traf, wurde auch das Zuhause zur öffentlichen Bühne und zielte immer mehr darauf ab, dem Besucher die künstlerischen Ambitionen des Gastgebers zu vermitteln. Dies wiederum trug zur Popularität der Tea Gowns bei, denn mit ihnen ließen sich künstlerische und exotische Stilelemente auch im Kleidungsstil widerspiegeln. Man denke nur an die kimonoartigen Teekleider oder die Anlehnung an die Präraffaeliten. Viele dieser Teekleider passte man auf diese Weise ihrer Salonumgebung an.

Lies gerne auch meinen Artikel über das Revival der Teekleider.
Hier geht’s zum Artikel über Die besten Tipps für deine Afternoon Teaparty zu Hause